Wolfsthal – das Schloss mit den zwei Namen
Warum anstelle der Wasserburg heute eine Schlossanlage steht, und der erste zweifelsfrei belegte Schlossgeist neuzeitlich ist.
Zwischen Bratislava und Wien
Wenn man von Wien kommend in das nahe Bratislava fährt, erkennt man zur Linken, hoch über der Donau die Raubritterburg Devin und zur Rechten gegenüber den mächtigen Bergfried der Ruine Pottenburg.
Dazwischen im kleinen Ort Wolfsthal liegt das gleichnamige romantische Schloss Wolfsthal - oder Schloss Walterskirchen.
Der heutige, moderne BIO Landwirtschaftsbetrieb hat in den angeschlossenen Wirtschaftsgebäuden seinen Sitz.
In der Forstkanzlei werden die nachhaltige Waldwirtschaft und die große Gastjagd verwaltet.


Wird nicht von wehrhafter Anlage berichtet?
J
a möchte man meinen, davon träumten die Herren des Schlösschens als sie es um 1880 mit spielzeughaften Schießscharten, zierlichen Erkern, Altanen und Dialen versahen. Sogar in romantisch-neogotischer Zierart wirkt die riesige Turmuhr surreal.
Die Gestaltung ist vom Architekten Luwdig Wächtler, der Grafenegg und Ottenstein umgestaltete, und hier ein ganzes Kaleidoskop romantischer Ideen auf den vergleichsweise kleinen Komplex realisiert.
Die Rückseite entkam dem Füllhorn und beeindruckt durch klare Kubatur. Der südwestliche Eckturm setzt trotz mancher Verzierung einen kühl-machtvollen Akzent.
Herren der Wasserburg
Tatsächlich war es umgekehrt: Die historisierende Neugestaltung Wächtlers nahm eher den wehrhaften Charakter, als dass sie ihn betonte. - Hier im durch Donau-Arme gestalteten Auengebiet vermutet man bis in das Spätmittelalter eine Wasserburg. Darüber wurde im frühen 16. Jahrhundert ein kleineres Anwesen errichtet.
Es wurde in der darauffolgenden Zeit befestigt, zumindest teilweise zerstört und im 17. Jahrhundert durch ein vierflügeliges Renaissanceschloss ersetzt. Auch dieses wurde wehrhaft gestaltet - Graben und Zwinger wurden erst später wieder entfernt.

